Stell dir vor, du gehst mit 64 in Rente.
Wie lange dauert das Leben danach - fünf Jahre, zehn?
Versuch mal, kurz zu schätzen, bevor du weiterliest.
Die Antwort: Im Schnitt über 20 Jahre.
Das ist länger als die meisten Ehen halten.
Länger als Schulzeit und Ausbildung zusammen.
Fast ein Drittel deines gesamten Erwachsenenlebens.
Und trotzdem sprechen die wenigsten Menschen darüber, was sie mit dieser Zeit anfangen wollen.
Wir planen die ersten 20 Jahre unseres Lebens akribisch: Schule, Ausbildung, Studium, Berufseinstieg, vielleicht Familie.
Aber über die letzten 20 Jahre? Kaum jemand macht sich ernsthaft Gedanken.
Dabei sind sie keine Zugabe. Sie sind Lebenszeit. So formbar und bedeutsam wie jede andere.
In diesem Beitrag wollen wir genau darauf schauen. Wie lange lebt man "in Rente" und was hat man davon?
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Wie viele Jahre lebt man noch, wenn man in Rente geht?
Wie lange lebt man nach Renteneintritt? Die aktuelle Antwort der Deutschen Rentenversicherung (Rentenatlas 2023):
- Frauen: 22,2 Jahre durchschnittliche Rentenbezugsdauer (in Ostdeutschland sogar 24,5 Jahre)
- Männer: 18,8 Jahre
- Gesamtdurchschnitt: rund 20,5 Jahre
Das bedeutet konkret: Wer mit 64 in Rente geht, lebt statistisch bis Mitte 80.
Die Lebenserwartung in Deutschland (2024) liegt laut Statistischem Bundesamt bei 83,5 Jahren für Frauen und 78,9 Jahren für Männer – und steigt weiter.
Zum Vergleich: In den 1960er Jahren betrug die durchschnittliche Rentenbezugsdauer noch etwa 10 Jahre. Sie hat sich also mehr als verdoppelt.
Die Rente ist kein kurzer Lebensabend, sondern ein ganzer Lebensabschnitt. Ein Zeitraum, in dem du fast so viel Lebenszeit hast wie für eine komplette Karriere.
Warum denken die meisten, die Rente dauert nur ein paar Jahre?
Weil wir Rente immer noch wie ein Nachspiel behandeln; als Epilog nach dem eigentlichen Leben.
Aber 20 Jahre sind kein Nachspiel. Sie sind ein Kapitel, das du gestalten darfst.
Überleg mal:
Wie viele Gedanken hast du dir über dein Leben zwischen 20 und 40 gemacht? Über Ausbildung, Job, Wohnung, Familie, Reisen?
Warum machst du dir nicht mindestens genauso viele Gedanken über die Jahre zwischen 65 und 85?
Das ist kein Rest. Das ist Lebenszeit und zwar die, in der du freier entscheiden kannst als je zuvor.
Was mache ich mit 20 Jahren Rente?
Zwei Jahrzehnte sind lang.
Lang genug, um etwas Neues zu beginnen.
Lang genug, um Beziehungen zu vertiefen, zu reisen, gesund zu bleiben oder dich neu zu erfinden.
Aber auch lang genug, um sie zu verlieren, wenn du sie einfach verstreichen lässt.
Darum geht es: nicht nur um Zahlen, sondern um Gestaltung.
Die Fragen, die jetzt zählen
- Wie willst du leben, wenn du morgens nicht mehr für die Arbeit aufstehst?
- Wie soll dein Alltag aussehen?
- Wo willst du wohnen und mit wem willst du Zeit verbringen?
- Wie viel Geld brauchst du wirklich, um dich frei zu fühlen?
- Wofür willst du aufstehen, wenn kein Wecker mehr klingelt?
Diese Fragen sind wichtig. Sie entscheiden darüber, ob du die nächsten 20 Jahre aktiv gestaltest oder nur darauf wartest, dass sie vorbeigehen.
Wann sollte ich anfangen, an die Rente zu denken?
Viele leben auf diesen Moment hin: „Dann habe ich endlich Zeit".
Aber: Gesundheit, Zufriedenheit und Lebensfreude lassen sich nicht auf später verschieben.
Wer jahrzehntelang gestresst ist, startet selten entspannt in den Ruhestand.
Wer Freundschaften vernachlässigt, hat sie später nicht plötzlich.
Wer nie überlegt hat, was ihm Freude macht, wird im Ruhestand nicht spontan wissen, womit er seine Tage füllt.
Gelingendes Altern beginnt heute.
Nicht als Gesundheitsprogramm, sondern als bewusste Lebenshaltung.
Jede Entscheidung jetzt. Bewegung, Ernährung, Beziehungen, Achtsamkeit...alles ist ein Beitrag zu den Jahren, die noch kommen.
Was beeinflusst, wie lange ich gesund in Rente bin?
Die Forschung zu sogenannten „Blue Zones" – Regionen, in denen Menschen besonders alt und gesund werden, zeigt:
Es geht weniger um Gene, sondern um Gewohnheiten.
Studien belegen: Nur etwa 20 Prozent der Lebenserwartung sind genetisch bedingt. Die restlichen 80 Prozent bestimmt unser Lebensstil.
Menschen in diesen Regionen bewegen sich regelmäßig, essen einfach, haben starke soziale Bindungen und einen Sinn im Alltag.
Das entsteht nicht über Nacht, sondern über Jahrzehnte.
Was wirklich einen Unterschied macht
Bewegung im Alltag:
Bereits 15 Minuten Bewegung am Tag senken das Sterberisiko um 14 Prozent. Die WHO empfiehlt 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche, aber selbst weniger ist besser als nichts.
Soziale Kontakte:
Starke soziale Netzwerke können die Lebenserwartung um bis zu 50 Prozent erhöhen, mehr als viele medizinische Interventionen. Soziale Isolation ist so schädlich wie das Rauchen von 15 Zigaretten am Tag.
Ernährung:
Eine pflanzenbasierte Ernährung mit viel Gemüse, Hülsenfrüchten und gesunden Fetten trägt nachweislich zur Langlebigkeit bei.
Sinnhaftigkeit:
Menschen mit einem klaren Lebenssinn – in Japan „Ikigai"* genannt – leben länger und gesünder.
Und genau deshalb beginnt gelingendes Altern lange vor dem Ruhestand.
Nicht, weil du jetzt „für später" leben sollst, sondern weil du heute entscheidest, wie sich dein späteres Leben anfühlt.
Wie bereite ich mich auf 20 Jahre nach der Arbeit vor?
Die Statistik ist eindeutig: In Deutschland dauert die Rente im Schnitt rund 20 Jahre, bei vielen länger.
Aber was du mit dieser Zeit machst, liegt bei dir.
Du kannst sie aufschieben, planen, verschwenden oder gestalten.
Und das beginnt nicht irgendwann.
Es beginnt heute, in deinen Routinen, in deiner Haltung, in deinen Prioritäten.
Vielleicht ist es an der Zeit, nicht mehr zu sagen:
„Das mache ich, wenn ich in Rente bin."
Sondern:
„Ich will, dass es mir in zwanzig Jahren gut geht. Also fange ich jetzt damit an."
Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit.
Zu lang, um sie dem Zufall zu überlassen.
Genieß dein Leben. Du hast nur eins.
Marlis
Weiterführende Artikel auf Leben-und-Altern.de
→ Ab wann ist man alt? – Warum Altern heute anders aussieht als früher
→ 50 Bücher übers Altern – Inspiration für alle, die bewusster älter werden wollen
Häufig gestellte Fragen
Wie lange lebt man durchschnittlich nach Renteneintritt?
Im Durchschnitt 20,5 Jahre in Deutschland (Stand 2023). Frauen leben dabei länger (22,2 Jahre) als Männer (18,8 Jahre).
Wie hat sich die Rentenbezugsdauer entwickelt?
Sie hat sich seit den 1960er Jahren mehr als verdoppelt – von rund 10 Jahren auf über 20 Jahre heute.
Kann ich meine Lebenserwartung im Alter beeinflussen?
Ja, zu etwa 80 Prozent. Lebensstil-Faktoren wie Bewegung, Ernährung, soziale Kontakte und Stressmanagement spielen eine größere Rolle als genetische Veranlagung.
Ab wann sollte ich an mein Leben im Ruhestand denken?
Je früher, desto besser. Die Gewohnheiten, die du heute aufbaust, bestimmen maßgeblich, wie du deine Rentenjahre erleben wirst.


